- Unsichtbar, anonym, völlig unbemerkt in der Masse der Menschen untergehen, dazugehören, Teil einer individualisierten Gesellschaft sein. (Und nicht: Überall auffallen, aus der Masse herausstechen, am laufenden Band mit „Ferengi“ = Foreigner oder „Mzungu“ = Fremder/Weißer angesprochen werden, immer anders behandelt werden, niemals dazugehören.)
- Von der Haustür los joggen, durch saubere Innenstädte ohne wahrnehmbare Abgase, durch weitläufige Parks und entlang gepflegter Promenaden, über wunderschöne Feldwege, Weinberge und Wälder.
- Nach einer ausgedehnten Joggingrunde halb verdurstend mit offenem Mund unter der Dusche stehen und sich einfach satt trinken! (Und nicht: Sich sogar beim Abwaschen von Gemüse fragen, ob das Wasser nun die Bakterien abwäscht oder direkt noch Cholera hinzufügt.)
- Jahreszeiten: Wenn im Frühling die Tulpen und Narzissen wärmere Tage ankündigen; Grillpartys im Sommer wenn es bis 22 Uhr hell ist; Wenn im Herbst die Wälder und Weinberge in kräftigen Farben leuchten; Eine im Sonnenlicht glitzernde Schneedecke die Landschaften und Städte mit Zuckerguss überzieht. Die Liste könnte man endlos fortsetzen… Jede Jahreszeit hat einfach ihre ganz eigenen Reize und ist auf ihre Weise wunderschön!
- Auto fahren, das Radio aufdrehen und lautstark mitsingen
- In der Öffentlichkeit trinken: Mit einer Flasche Wein in einem Park, an einem See oder auf den Treppenstufen einer Kirche sitzen, als wäre es das Normalste der Welt. (Was es ja auch ist!)
- Im Bikini und mit einem kühlen Bier in der Hand am Main grillen, während in der Gruppe rechts neben mir ein Joint die Runde macht und das Pärchen links neben mir seinen Outdoor-Porno genießt.
- Vogelgezwitscher im Frühling
- Die unbeschreibliche Schönheit deutscher Altstädte: Fachwerkhäuser, Schlösser, Prachtbauten wie der Kölner Dom, eine Kulturlandschaft aus Museen, Theatern und Konzerten, enge Gassen mit hübschen Boutiquen, Springbrunnen, nette kleine Cafés, Straßenkünstler, … (Und nicht: Ein urbaner Moloch ohne Zentrum und Struktur, unkoordiniert explodierende Stadtviertel, schicke Malls mit Glasfronten neben hastig hochgezogenen Plattenbauten, dazwischen Bauruinen, Schuttberge und Wellblechslums.)
- Weihnachtsmarkt: Dick eingepackt mit Winterstiefeln, Schal und Mütze auf den Weihnachtsmarkt stapfen. Es duftet nach Kerzen, Plätzchen und gebrannten Mandeln. Mit einem Glühwein in der Hand einem Chor lauschen, der unter dem glitzernd geschmückten Tannenbaum Stille Nacht, Heilige Nacht singt.
- Schnee: Ein Brett unter den Füßen und die unbeschreibliche Schönheit des schneebedeckten Alpenpanoramas unter dem blauen Himmel vor mir.
- Das Glockenläuten der Kirchen (Und nicht: Dauerbeschallung von Moscheen und orthodoxen Kirchen, die ihr nervtötendes Geschrei 24/7 aus rauschenden Lautsprechern allen Menschen im Umkreis von Kilometern zumuten.)
- Toleranz und persönliche Freiheit: Du kannst anziehen was du willst, vögeln und nicht-heiraten wen du willst, nicht-glauben was du willst, ja selbst dein Geschlecht umwandeln wenn du willst. (Und nicht: Dieser familiäre, gesellschaftliche, traditions- und religionsbedingte Druck muss unerträglich sein: Frauen ordnen sich ihren Männern unter, Ehen werden häufig noch von der Familie arrangiert, alte Menschen genießen uneingeschränkten Respekt, Gott und die Kirche/Moschee bestimmen den Alltag, …)
- Morgens um 9 mit meinem Lieblingsmitbewohner (der noch betrunken von der Nacht davor ist) auf dem Balkon sitzen, rohe Maultaschen mit Frühlingsquark und Körnerlaugenstange mit Stremellachs essen.
- Samstag Spätnachmittag in Hartzer-Jogginghose zu Real fahren, 20 Minuten lang 4 Einkaufswägen voller Pfandflaschen in den Automaten schieben um von dem Pfand anschließend direkt zwei volle Kästen Bier zu kaufen.
- Nachts betrunken alleine nach Hause laufen. (Und nicht: Eigentlich jederzeit mit einem Raubüberfall oder einer Vergewaltigung rechnen.)
- Wasen: Mit den besten Mädels im Dirndl auf der Bierbank stehen, ein Mass in der Hand halten und zu Atemlos oder Sieben Sünden schunkeln.
- Plastiktüten die 20 Cent kosten, ein Pfandsystem und Menschen, die einen Kaffeebecher 2 km durch die Innenstadt tragen, bis sie einen Mülleimer gefunden haben. (Und nicht: Eine Stadt die im Müll erstickt, deren Menschen den Zusammenhang zwischen dem immensen Plastik(tüten)verschleiß und brennenden Müllbergen jedoch nicht herstellen.)
- Wohlbehütete, glückliche Babys die von ihren fürsorglichen Papas in einer Babytrage durch die Gegend getragen werden. Kinder, denen du deine Handtasche anvertrauen kannst, wenn du kurz irgendwo hin musst und die dir hinterherlaufen um dir die Handschuhe nachzutragen, die du eben verloren hast. (Und nicht: Kinder auf der Straße in erster Linie als Bedrohung wahrnehmen, sofort den Rucksack festumklammert vor die Brust nehmen und jeglichen Körperkontakt vermeiden. Bilder von unzähligen Müttern, die mit nichts als ein paar Lumpen am Leib, bettelnd auf der Straße leben und ihren völlig verwahrlosten Säuglingen dabei zuschauen müssen, wie sie auf Steinen herumkauen. Kinder-Gangs, die sich nachts unter Brücken um die in Tüten abgepackten Essensreste der Restaurants schlagen.)
- Fahrrad fahren
- Auf einem Amt anrufen, eine Frage stellen, eine qualifizierte Antwort bekommen auf die man sich verlassen und berufen kann. (Und nicht: 7 verschiedene Telefonnummern wählen, die es alle nicht gibt, nach 36 Versuchen irgendjemanden erreichen, der einem alles, nur keine Antwort auf die Frage geben kann, am Ende persönlich vorbei kommen müssen um den Beamten stundenlang beim Kaugummikauen zuzuschauen und am Ende eigentlich noch jemanden bestechen müssen um endlich ans Ziel zu kommen.)
- Nach dem Weg fragen und entweder eine verlässliche Antwort bekommen oder ein ehrliches „tut mir leid, dass weiß ich leider nicht.“ (Und nicht: Von 5 verschiedenen Personen in 5 verschiedene Richtungen geschickt werden, weil sie Angst haben ihr Gesicht zu verlieren wenn sie zugeben, dass sie mir leider nicht helfen können und deshalb lieber irgendeine Wegbeschreibung erfinden.)
- Zwei Stunden lang eine kompetente und umfassende Beratung von einem Verkäufer von Joggingschuhen (oder Sonstigem) bekommen. (Und nicht: Auf die Frage, weshalb das eine Modell dreimal so teuer ist wie das andere, die Antwort erhalten: „Modell Nummer zwei ist halt bequemer.“)
- Einen Handyvertrag abschließen und sich zwei Jahre lang keine Gedanken mehr über Kosten, Datenverbrauch, etc. machen. (Und nicht: Minutenlanges 10-Birr Kärtchen freirubbeln, zig Codes eingeben, übertrieben hohe Kosten für mobiles Internet, Abzocke des Anbieters wenn das Internetpacket abgelaufen ist und deshalb plötzlich das gesamte Guthaben abgezogen wird.)
- Im Biergarten sitzen, Schweinelendchen mit Spätzle und Pilzrahmsoße essen und den Blick über das wunderschöne Voralpenland schweifen lassen.
- In öffentlichen Verkehrsmitteln stundenlang tief und fest schlafen, während mein Koffer 2 Wagons weiter steht, in der Gewissheit, dass er am Ziel meiner Reise immer noch dort ist. (Und nicht: Eingepfercht in einem Minibus die Hände der Sitznachbarn im Auge behalten und zu jedem Zeitpunkt der Fahrt genau wissen wo die eigenen Wertsachen sind.)
- Die Durchsagen der deutschen Bahn
- Ein Straßenverkehr, der Regeln kennt. Autofahrer, die nicht nur fahren, sondern sogar eine Rettungsgasse bilden können.
- In einem Restaurant ein Gericht mit Pommes anstatt Nudeln und einen Kaffee mit Soja anstatt normaler Milch bestellen und das Essen mit Pommes und den Kaffee mit Sojamilch bekommen. (Und nicht: Entweder „Ja, gar kein Problem“ hören und wissen, dass die Bedienung den Sonderwunsch gar nicht verstanden hat und man sein Essen mit Nudeln und den Kaffee mit Milch bekommen würde, oder „Nein, das geht leider überhaupt nicht“ hören, obwohl es Pommes in 13 anderen Gerichten als Beilage und Sojamilch in 12 anderen Kaffeevariationen auf der Karte gibt.)
- Eine gesicherte Strom- und Wasserversorgung, abgesehen von Annehmlichkeiten wie W-Lan zu Hause.
- Masochistische Freeletics-Workouts mit der Sandi-Crew und anschließend ein kühles Radler in der Assikneipe.
- Zartbitterschokolade, Nüsse, Käse, Stremellachs, Vollkorn-Körnerbrötchen, Maultaschen, Spätzle, Zwetschgenkuchen mit Schlagsahne… und vieles mehr…
Die Liste ist mit Sicherheit unvollständig und wird bei Gelegenheit ergänzt. 🙂
Außerdem ist natürlich klar, dass ich mindestens 32 Punkte finden werde, die ich an Afrika vermissen werde, wenn ich mich wieder mit dem deutschen Alltag rumschlagen muss! 🙂
Fortsetzung folgt! 🙂