Wenn die PalästinenserINNEN auf eine Sache wirklich Wert legen, dann sind es Schuhe! Es gibt hier wirklich unzählig viele Schuhläden und alle haben eine riesige Auswahl. Trotzdem gibt es ein paar kleine Unterschiede zum „Deutschen-Schuhe-Einkaufen“. Erst einmal sollte man wirklich genau hinsehen, wenn man Markenschuhe kaufen möchte. Es ist schon sehr verdächtig, wenn Schriftzüge wie „Reebok“ oder „Nike“ einfach auf buntes Papier gedruckt, sehr schlampig ausgeschnitten und an die Fensterscheiben geklebt wurden. Wenn die Schuhe dann 100 Schekel (20€) kosten dann sollte man aufhören dem Verkäufer zu glauben, dass sie auf jeden Fall direkt aus Amerika eingeflogen wurden. Bei manchen Läden wird man schon auf der Straße vom scharfen „Chemie-China-Flavour“ in der Luft begrüßt. Drinnen findet man dann Schuhe in allen nur erdenklichen Farben und Formen, meist inklusive Glitzersteinchen und Goldkettchen. Die meisten Schuhe wären wahrscheinlich nach zwei Mal anziehen durchgelaufen, der Verkäufer ist aber trotzdem davon überzeugt, dass es auf jeden Fall sehr edles, echtes Leder ist! Wenn die Schuhe dann 50 Schekel (10€) kosten und innen „Handmade“ aufgedruckt ist, dann lässt mich das manchmal am Verstand der Palästinenser zweifeln! Außerdem bin ich mir nicht ganz sicher, ob „Facebook“- oder „Twitter“-Schuhe wirklich der absolute Trend der neuen Saison sind? Allgemein kann man sagen, dass die Qualität zwar oft zu wünschen übrig lässt, man aber auch schöne, günstige Schuhe finden kann, wenn man genau hinsieht.
Beim Betreten eines Schuhladens wandert der Blick eines guten Verkäufers natürlich zuerst auf die Schuhe, die man gerade trägt. Da ich meistens mit Joggingschuhen unterwegs bin, ist das wirklich ein Problem, denn mir wird immer sofort die Sportabteilung gezeigt. Meistens können sie es gar nicht fassen, wenn ich dann wieder zurück zu den High Heels laufe. Apropos Highheels: Wer schon einmal in einer arabischen Altstadt war, die kleinen unebenen Gassen und die kleinen und großen Pflastersteine kennt, der kann verstehen, wieso ich es bevorzuge in Joggingschuhen durch den Souq zu laufen. Ich werde zwar wirklich ab und zu auf Arabisch angesprochen und manchmal mit einer Palästinenserin verwechselt, aber spätestens wenn die Leute meine Schuhe sehen, wissen sie, dass ich eine Touristin bin! Eine palästinensische Frau würde niemals solche Schuhe anziehen! Ich muss sagen, dass ich manche Frauen wirklich bewundern muss. Rechts einen Säugling auf dem Arm, links ein Kind an der Hand, dazwischen noch 5 Einkaufstüten und das Ganze dann auf 12cm-Absätzen durch die Altstadt. Wow!
Nachdem ich also in unzähligen Schuhläden war, habe ich endlich Schuhe gefunden, die nicht mit Gold- und Silbersteinchen übersäht waren und bei denen Qualität und Preis halbwegs im Verhältnis standen. Jetzt musste ich sie nur noch anprobieren. Ich rief also den netten Verkäufer und fragte ihn, ob er die Schuhe in Größe 39 hätte. Der Verkäufer fing sofort an, in allen möglichen Nischen, Ecken und Abstellplätzen des Ladens (ein Lager gibt es meist nicht) nach den passenden Schuhen zu suchen. Schließlich fand er die richtigen Schuhe und drückte sie mir in die Hand. Ich versuchte sie anzuprobieren, merkte aber ziemlich schnell, dass sie zu klein waren. Ein Blick auf die Unterseite des Schuhs bestätigte meine Vermutung – 38. Ich gab sie ihm zurück und fragte nochmal nach 39 weil ich dachte, dass er mich vielleicht falsch verstanden hätte. Wieder begann er alle möglichen Kartons durchzuwühlen und drückte mir wenig später erneut Schuhe in die Hand. Ich probierte sie an doch sie waren viel zu groß – 41 – aber, ein Versuch war es wert! Ich gab sie ihm also wieder zurück und fragte ihn nochmal, ob er denn nicht 39 oder wenigstens 40 hatte? Nein, leider nicht, aber er hatte ja einen ganzen Schuhladen voller Schuhe… So brachte er mir die gleichen Schuhe in einer anderen Farbe, er brachte mir auch andere Schuhe in der gleichen Farbe. Dann brachte er mir irgendwelche Schuhe, die wirklich nicht mehr im Entferntesten denen glichen die ich anprobiert hatte. Er brachte Pumps, Ballerinas, Sandalen, mit Absatz und ohne, mit Glitzersteinchen und Goldkettchen und ohne, bis ich schließlich wirklich fast alle Schuhe des Ladens gesehen hatte. Ich versuchte ihm freundlichst zu erklären, dass ich eigentlich nur an dem ersten Paar interessiert gewesen war und bedankte mich höflichst für den netten Service! Ich glaube er war etwas enttäuscht – aber, ein Versuch war es eben wert!