Die vielen kleinen Details dieses Konflikts

Als wir letzten Sonntag nochmal in Hebron waren haben wir beschlossen, die Ibrahimi-Mosque zu besuchen. Ich glaube das war mein erster Moscheebesuch überhaupt. Unter der Moschee befinden sich die Gräber von Abraham, Isaak, Jakob und ihrer Frauen Sara, Rebekka und Lea. Die Moschee ist wirklich wunderschön aber auch sie ist Teil der Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und Israelis. Das Gebäude wurde ursprünglich unter König Herodes errichtet, dann von den Kreuzfahrern erweitert und als Kirche genutzt. Heute ist es eine Moschee und seit der israelischen Besatzung Hebrons (1967) wird ein Teil des Gebäudes als Synagoge genutzt. Als erstes haben wir die Machpela, die Synagoge besucht. Auf dem Rückweg von der Synagoge sind wir an einer kleinen Rasenfläche vorbei gekommen auf der ca. 20 Soldaten saßen und von einer Siedlerin (das war offensichtlich!) unterrichtet wurden…

Hebron

Unser nächstes Ziel war die Moschee. Als Nichtmuslimin bekommt man am Eingang der Moschee einen „Kapuzen-Umhang“ um sich die Haare zu bedecken und zieht natürlich seine Schuhe aus, bevor man die Gebetsteppiche betritt. Wir waren etwa 10 Minuten in der Moschee, da haben die Mitarbeiter der Moschee angefangen Teppiche über die normalen Gebetsteppiche auszulegen. Wir haben uns gefragt, was sie da machen? Teppiche über Teppiche? Ein paar Minuten später wurde uns einiges klar. Die Soldaten, die wir vorher auf der Rasenfläche gesehen hatten kamen, angeführt von der Siedlerin, durch eine Zwischentür von der Synagoge in die Moschee. Sie hatten weder ihre schweren Militärstiefel ausgezogen, noch ihre Haare bedeckt und wurden von schwerbewaffnetem Sicherheitspersonal begleitet. Einer davon kam sofort auf mich zu und erklärte mir, dass ich jetzt besser gehen sollte… (Ich hatte das Spektakel gefilmt und ich glaube das fand er nicht so lustig!). Die Soldaten schauten sich für ca. 2 Minuten die „Höhle der Patriarchen“ an, drehten sich um, marschierten wieder raus und durch die Zwischentür zurück in die Synagoge. Ich habe danach lange über diesen Vorfall nachgedacht und je mehr ich darüber nachdachte, desto wütender wurde ich. Dieser Ort ist für alle drei großen monotheistischen Weltreligionen ein heiliger Ort. Abraham, Isaak und Jakob sind die Erzväter des Christenrums, des Judentums und des Islam. Nach dem Tempelberg (der Klagemauer) ist die „Machpela“ die zweitheiligste Stätte des Judentums. Ich kann es absolut verstehen, dass Juden aus Israel und der ganzen Welt das Bedürfnis verspüren nach Hebron zu reisen und diesen Ort zu besuchen.

Bleiben dennoch einige Fragen:
Warum können sie nicht einfach den Haupteingang nehmen und ihre Schuhe ausziehen? Warum müssen in der Moschee deshalb extra Teppiche ausgelegt werden? Was ist so schwer daran, als Frau, die Haare zu bedecken? Alle anderen Touristen können es doch auch! Die ganze Moschee ist von israelischen Soldaten umgeben. Jeder der rein oder raus möchte muss durch einen Ganzkörper-Scanner. Warum muss man noch so schwer bewaffnet in die Moschee gehen? Kann man sich nicht wenigstens aus Respekt vor diesem „heiligen Ort“ und den betenden Muslimen ein bisschen anpassen? Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass es nur darum geht Macht zu demonstrieren? Wieder eine neue Form um die Menschen zu tyrannisieren und zu demütigen?

Das ist nicht mein Video, aber anscheinend gibt es diese Besuche öfter:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert